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Prosa
Kleine, mehr oder weniger tiefsinnige Textchen.
Das Märchen von den fröhlichen Saufbrüdern
Es waren einmal drei Brüder, die sich jedoch von ihrem Charakter so sehr unterschieden, dass man behaupten könnte, sie
seinen die gegensätzlichsten Individuen überhaupt. Der Älteste nämlich konnte sich nie entscheiden, was er
eigentlich wollte oder was er tuen solle und um seine Entschlusskraft zu stärken, nahm er Drogen. Der Zweite dagegen
philosophierte beständig über die Welt und um die ganze Sinnlosigkeit ertragen zu können, nahm er Drogen. Der
Jüngste aber hielt das Denken im Allgemeinen für eine freiheitsberaubende kapitalistische Tradition, die es zu
boykottieren galt, und um seine Gehirnzellen abzutöten, nahm er Drogen.
Trotz dieser Gegensätzlichkeiten verstanden sich die drei Brüder gut und trafen sich allabendlich, um einfach so
zum Spass ein bißchen zu saufen. Und was hatten sie für einen Spass! Eines Abends war die Stimmung so gut, dass sie
gar die gesamte Einrichtung des Hauses des lieben Vaters demolierten. Der Vater aber war darüber äußerst
erfreut und schenkte seinen Söhnen am anderen Morgen mit den Worten "geht hinaus um euer Glück zu suchen", die Freiheit.
"Was tun wir jetzt?" fragte der Erste. "Keine Ahnung", sagte der Zweite. "Egal", antwortete der Dritte und so zogen sie
los. Als sie in einen finsteren Wald kamen und dringend wieder Stoff brauchten, trat plötzlich ein kleines buckliges
Männlein mit langem grünen Bart auf, das sprach: "Haltet ein, Jünglinge, und hört mich an. Ich bin der
Drogenbeauftragte der Regierung und in diesem Märchen für die Specialeffects zuständig."
Dann stellte er dem Ältesten der drei Brüder eine Frage: "Darf ich dich umbringen, oder hast Du etwas dagegen?"
Der Gefragte überlegte kurz und antwortet dann: "Egal." Da reckte der Drogenbeauftragte seine AntiAlk-Laser-Finger und
bescherte dem Ältesten seinen letzten und wohl coolsten Trip. Dann fragte er den Zweiten: "Wozu lebst du?" Der Zweite
guckte verwirrt, hörte auf zu atmen und starb - bedauerlicherweise - völlig unspektakulär. Nun fragte das
Männlein den Jüngsten, der unbeteiligt daneben stand, wie er denn heiße. Der Jüngste aber wollte nicht
nachdenken, antwortete mit einem höflichen "Fuck you!" und war gerade am Gehen, als der Drogenbeauftragte ihn abermals
zurückhielt und sprach: "Sieh mal, mit diesem roten Knopf kann man die ganze Welt vernichten. Wenn Du für mich
draufdrückst, gebe ich Dir Stoff." Bei diesem Worte leuchteten die dumpfen Augen des Jünglings. "Echt?" rief er
und drückte das Knöpflein.
Harmonischer Dialog
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Konvergentio und Divergentio, zwei fiktive Personen variablen Geschleckts, unterhalten sich über
Harmonie und Disharmonie in unserer Gesellschaft. |
Konvergentio: Verzagten G'mütes bin ich nie, mein Geist, das ist die Harmonie.
Divergentio: Dieses heile-Welt-Gesülze ist doch pure Ignoration.
Um die grausame Realität darstellen, etwas verändern zu können, gelfen heute nur noch bissige Satire
und extravagante Schocker; kurz: Disharmonie.
Konvergentio: Sehr richtig, Herr Kollege. Der sTreit ist der Vater aller Dinge und im
ewigen Spiel der Gegensätze werden stets These und Antithese in der Synthese, der ausgewogenen
Übereinkunft aufgehoben.
Divergentio: Es gibt keine Übereinkunft. Es herrscht Krieg. Selbst in meinem Kopf widersprechen sich die
Gedanken. Man fühlt sich ohnmächtig, erdrückt.
Konvergentio: (streckt seine Arme aus und reckt sein Gesicht der Sonne entgegen.) Ja, ich fühle
die Kraft der Natur, die mein Inneres in Gleichgewicht brint, wenn ich nur auf ihre Stimme höre und
mich auf meine Wurzeln besinne.
Divergentio: Wirklich idyllisch hier zwischen Betonblocks und Bleckkarawanen.
Konvergentio: Herrlich! (grinst beglückt)
Divergentio: Den Holocaust hat es nie gegeben.
Konvergentio: WAS?
Divergentio: Sehen sie, ich konnte sie doch schocken. Jetzt können sie die Wahrheit sehen.
Konvergentio: Sie glauben also, sie hätten mir geholfen?
Divergentio: Ja. Durch viele kleine Taten kann die Welt besser werden.
Konvergentio: Ist dan nicht eine recht naive Sichtweise? Was wir brauchen, ist eine radikale
Revolution, sonst wird sich nichts verändern.
Divergentio: (schluckt eine Pille) Jeder braucht ein bißchen Harmonie.
Konvergentio: Ein Gespenst geht um in meinem Geist. Das Gespenst der Disharmonie.
Bergfahrermoral

Aquarell/Kuli-Skizze aus dem Rad-Urlaub Paros 9/00 |
In der Sonne glitzert mein grünes Frosch-Turbo-Raser-Fahrrad. Ich bin bereit all meine Energie,
all meine aufgestaute Wut in Pedalkraft zu wandeln. Raus aus der Garage uns los geht's. Wind,
Fahrtwind, frei, frei. Snn, snn, snnn, freut sich mein Rad. Ich lebe. Ich sehe wie die Kette
über die Zahnräder wetzt und mich mit ungeheurer Kraft und Ausdauer immer weiter nach vorne treibt. Zieh, zieh, zieh.
Nun ein Berg. Ich weiß es wird hart. Sehr hart.
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Doch ich will. Ich mit meinem Fahrrad. Ich habe
die Kraft in meinen Schenkeln. Ich werde es schaffen. Frisch, fromm, fröhlich, frei los. Ein
Bussard kreist über mir. Die Sonne brennt. Nicht langsamer werden, nicht nachlassen, immer weiter. Steigung? Ach was,
alles nur Einbildung, geht doch fast bergab. Zieh, zieh, zieh. Nicht an den ganzen Berg denken, den
Blick immer nur auf die nächsten paar Meter. Weiter nach oben zieht mich mein Rad. Schweiß rinnt
von meiner Stirne. Heiß. Und weiter, weiter, steck all deine Energie rein. Oh Flasche, Du Quell
des Lebens, gib mir vom diesem köstlichen Saft, gib mir Wasser, Wasser. Haaa, Wasser, suggel, suggel,
nichts könnte besser sein. Doch dabei nicht nachlassen, nein, setz noch einen drauf, Du kannst
noch schneller, hol alles raus. Zieh, zieh, zieh! Ich höre meinen Puls schon im Kopf schlagen.
Doch nun ist es nicht mehr weit. Konzentrier Dich auf deine Beine, lass sie wie Zylinder um die
Achse flitzen, vergiss allen Schmerz. Auf zum Endspurt. Zieh, zieh, zieh! Gib noch mal alles.
Verbissener Blick. Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei. Zieh, zieh, zieh! Noch ein paar Meter, dann ist der Gipfel
erreicht. Zieh, zieh, ZIEH!
Ja! Geschafft. Ich bin oben. Ganz oben. Freie Sicht. Ebene Bahn, ein kühler Luftzug. Und nun
frischen Mutes weiter. Auf zur Abfahrt! Zur Belohnung für all die Pein. Hier geht es runter.
Mein Rad holt Luft und schon snn, snn, snnn rauscht es fröhlich über den Asphalt. Wind streicht
durch mein Haar, schnell, schneller fahre ich dahin. Freiheit. Freiheit. Oh, dieses Gefühl. Wie
gerne würde ich nur für diesen Moment wieder die höchsten, steilsten Berge erklimmen. Ich weiß nun,
ich kann es, ich habe es geschafft. Ich und mein Fahrrad.
nach erster Fahrradtour 3/01
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